Zeiss-Präsident Zipfel: Neue Arena auch in vierter Liga sinnvoll

StadionDie OTZ veröffentlicht in ihrer heutigen Ausgabe (20.03.2012) ein Interview mit Rainer Zipfel zum Stadionausbau trotz möglichem Abstieg in Liga 4.

Rainer Zipfel, Präsident des abstiegsbedrohten Fußball-Drittligisten FC Carl Zeiss Jena, setzt sich weiter für ein reines Fußballstadion ein und hofft auf Fördermittel vom Land.

Der FC Carl Zeiss steht vor dem Abstieg in die vierte Liga. Da können Sie das Stadionprojekt doch begraben?
Es ist ein Trugschluss, den Modernisierungsbedarf einer Sportstätte immer in Zusammenhang mit der aktuellen sportlichen Situation zu bringen. Auch als wir in der zweiten Bundesliga spielten, sagte uns die Stadt, wir sollten fünf Jahre in der Spielklasse bleiben, bevor unser Stadion saniert wird.

Der Verein steht aber auf dem Abstiegsplatz in Richtung vierte Liga.
Wir haben jetzt die historisch einmalige Chance, mit Hilfe von Fördermitteln ein großes Stadion- und Infrastrukturprojekt zu stemmen. Andere Städte wie Halle, Magdeburg oder Leipzig haben das schon vorgemacht. Unser Ziel ist, in Jena Profifußball zu spielen.

Warum reicht das heutige Stadion nicht aus?
Das Stadion genügt mit Einschränkungen dafür, die nächsten 20 Jahre Amateurfußball zu spielen, aber nicht für mehr. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Stadion laut Stadt aktuell jährlich zwischen 750.000 und einer Million Euro Kosten verursacht - nicht eingerechnet der dringende Sanierungsbedarf.

In welchen Bereichen?
Beim Flutlicht stehen Arbeiten bei den Lampen und Stahlträgern an. Die Fantrennung ist nur unter dem Einsatz zusätzlicher Ordnungskräfte, die wir bezahlen, möglich. Egal, in welcher Liga wir spielen, müssen wir dem Fan oder Sponsor einen gewissen Service bieten. Und dazu gehört nicht, dass sie auf Dixi-Klos gehen müssen. Im Stadion liegt zu wenig Strom an, um Fernsehübertragungen zu realisieren. Und da rede ich noch nicht davon, dass ein Großteil unserer Fans nicht überdacht steht oder sitzt. Das zu verbessern, ist eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit.

Das Betreiberkonzept kalkuliert, dass der FC Carl Zeiss 400.000 Euro pro Jahr als Stadionmiete zahlen soll. Können Sie sich das überhaupt leisten?
Wir zahlen heute schon fast soviel, wenn wir die Nebenausgaben einrechnen, die wir aus eigener Kasse stemmen, um das Stadion drittligatauglich zu machen. Mit einem neuen Stadion haben wir gemeinsam mit der Stadt die Möglichkeit, neue Einnahmequellen zu erschließen, denken wir nur an einen Namenssponsor.

Ist es realistisch, mehr Geld mit einer Arena einzuwerben?
Wir stehen kurz vor dem Abschluss mit einem renommierten Vermarkter, der uns im Bemühen unterstützt, überregionale Sponsoren zu gewinnen. Eine Arena zählt zu den Voraussetzungen einer modernen Vermarktung.

Die Leichtathleten beschweren sich, dass ihre Anliegen nicht berücksichtigt seien. Warum wollen Sie die Leichtathletik aus dem Stadion verdrängen?
Wir haben nie gesagt, dass wir die Leichtathleten nicht haben wollen. Neben dem Fußball muss auch die Leichtathletik ihren Platz in Jena haben. Mich wundert, warum jetzt nachdem der Fördermittelantrag gestellt ist, derartige Forderungen aufkommen. Abgesehen davon, dass ein reines Fußballstadion günstiger zu realisieren ist: Ich als Leichtathletik-Verein würde mich darüber freuen, wenn ich eine eigene Anlage bekäme, wie das die Planungen vorsehen.

Aber die eignet sich nicht für große Wettkämpfe.
Nach unseren Informationen hat der Deutsche Leichtathletik-Verband entschieden, Deutsche Meisterschaften künftig turnusmäßig an nur noch fünf Städte zu vergeben, darunter Erfurt. Uns ist nicht bekannt, dass es Sponsoren gibt, die große Meetings in Jena planen, was die Voraussetzung wäre, die Wettbewerbe in einer Arena mit 15.000 Plätzen auszutragen.

Das Stadion ist auch beim Fußball selten verkauft. Welche Zuschauerentwicklung erwarten Sie?
Mit den verbesserten Bedingungen in einer modernen Arena werden die Besucherzahlen steigen. Schauen wir zum Halleschen FC: In der 4. Liga hat der Verein in seiner neuen Arena 2000 bis 3000 Gäste mehr als zuvor. Mit einem ähnlichen Zuwachs rechnen wir auch.

Die Jenaer Arena soll ein Tagungszentrum enthalten. Wird das überhaupt gebraucht?
Ich höre von vielen börsennotierten Unternehmen, Instituten oder der Universität, dass Kongressräume fehlen. Die Stadt Jena hat auf diesem Sektor dringenden Nachholbedarf, zumal durch den Hotelumbau im Stadtzentrum weitere Kapazitäten wegfallen. Die Chance ist groß, mit der Multifunktionsarena das leidige Thema eines Kongresszentrums zu lösen. Und auch ansonsten profitiert nicht nur der Sport: Ein Parkhaus, das im Umfeld entsteht, kann wegfallende Parkplätze im Stadtzentrum ausgleichen.

Wie ist Ihre Prognose: Gewährt das Wirtschaftsministerium die Fördermittel?
Nach meinen Informationen ist man auf einem sehr guten Weg, die Fördermittelbescheide im April zu vergeben. Erfurt ist einen Schritt weiter, weil der Stadtrat schon entschieden hat. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass in Jena eine andere Entscheidung fällt, als dieses Projekt zu unterstützen.

 

Mit freundlicher Genehmigung der OTZ, Tino Zippel (20.03.2012)